„Das Panorama der Renitenten“
Berliner Zeitung vom 02.9.2009, Ausstellungsrezension „Ohne Uns!“: „An vier Orten der Kunststadt – an der Prager Spitze, in der Motorenhalle, in der Gedenkstätte Bautzener Straße (einst Dresdner Stasi-Zentrale) und im Lichthof des Rathauses – werden Werke von zu DDR-Zeiten unangepassten, verfolgten, verbotenen, ausgebürgerten Künstlern gezeigt. Versammelt ist die sächsische Gegenkultur bis 1989 und damit der Humus, aus dem schon seit den Fünfzigern erst eine vielfältige Alternativkunst und dann, in den Siebzigern und Achtzigern, eine politische Opposition gewachsen ist.
In der riesigen Schau erfährt der Besucher von Refugien und Nischen der Unangepassten, die sich staatlichem Reglement und dem sozialistischen Realismus entzogen, etwa Künstler wie Hermann Glöckner und Willy Wolff. Der Besucher macht Bekanntschaft mit der Gruppe „Die Lücke“ um die Maler der „Systembilder“ A. R. Penck, Eberhard Göschel oder Peter Herrmann. Er trifft auf die hyperrealen, satirisch zugespitzten „Zeitgenossen“ des 1983 in den Westen getriebenen Bildhauers Hartmut Bonk und auf die „Weiblichen Subversionen“ etwa der Fotografinnen Tina Bara und Gundula Schulze Eldowy. Ebenso auf die jungen „Wilden“ um Helge Leiberg, Angela Hampel, Adalbert Scheffler, die dem einst in Dresden geborenen Brücke-Expressionismus zu einer zeitkritischen Wiederauferstehung verhalfen. Außerdem gibt es eine Begegnung – oder Wiederbegegnung – mit der außergewöhnlichen Performerin Fine Kwiatkowski und den so renitenten wie einfallsreichen „Autoperforationsartisten“ um Else Gabriel, Micha Brendel, Rainer Görß, Via Lewandowsky und deren dokumentierten spektakulären Aktionen. Die Genannten wählten in Beuys’scher Art Performances und rigorose Installationen, um – unter Einsatz des eigenen Körpers – ihre Ablehnung des DDR-Normen-Zwangs auszudrücken.“ weiterlesen